Die alten Kaffenkähne im Werbellinsee

In den Wintermonaten fahren wir seit ein paar Jahren regelmäßig einmal zum Werbellinsee. Nach dem Bodensee hat er die meisten Wracks. Jürgen und ich haben bei unserer Tour Ende Januar wieder sechs Kähne betaucht.
An unseren beiden Tauchtagen führte uns jeweils der erste Tauchgang zum Wrack des Kaffenkahns am Dornbusch. Den zweiten Tauchgang haben wir jeweils am so genannten Kap Horn gemacht.

Dornbusch-Wrack

Kaffenkahn am Dornbusch
Das Kajütdach liegt noch auf dem Kaffenkahn am Dornbusch in etwa 32 m Tiefe.

Am Tauchplatz angekommen, stieg unsere Vorfreude beim Blick ins Wasser. Der helle Grund ließ das Wasser klar erscheinen. Um 9.30 Uhr waren nur wenige Autos auf dem Parkplatz. Während wir uns aufrödelten kamen weitere Taucher an. Uns war klar, wir würden heute nicht die ersten am Wrack sein. Es blieb uns nur zu hoffen, dass die Sicht gut bleibt. Wie gewohnt tauchten wir leicht schräg mit ca. 90° ab. Am Wrack in 27 m Tiefe angekommen, war die Sicht mit mehr als 10 m immer noch super. Ich wollte meine Videokamera starten, aber das Gerät reagierte nicht mehr. Nach ein paar Versuchen gab ich auf und wollte nur noch einen schönen Tauchgang haben.

Wir folgten dem Wrack bis zum Ruderblatt in 35 m Tiefe und kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Das gesamte Wrack und der Grund daneben waren mit tausenden Barschen belegt, die ihre Ruhe suchten. Neben dem Wrack hielt sich außerdem ein riesiger Schwarm mit tausenden Jungfischen auf. Es war ein herrlicher Anblick, die vielen Fische und dann noch das schöne Wrack – fantastisch.

Am zweiten Tag funktionierte zwar meine Kamera wieder, aber die Sicht war nicht mehr so klar, wie am Tag zuvor.

Die Wracks vor Kap Horn

Kajütwrack
Der schöne Bug des Kajütwracks. Das einzige Wrack mit vorhandenem Festmacher an der Bugspitze.

Zum Erreichen dieser Kaffenkähne haben wir unsere Scooter benutzt. Vom Einstieg zum 1. Wrack in 14 m Tiefe sind wir knappe sieben Minuten mit halber Geschwindigkeit gefahren. Von dort haben wir Kurs zu den beiden Wracks in 24 m Tiefe genommen. Wie geplant kamen wir genau zwischen den beiden Kähnen nach ca. 1,5 min an. Die Wracks liegen mit dem Bug zueinander in einem Abstand von vielleicht 5 m.

Kaffenkahn
Die auseinander klaffende Kaffe eines der beieinander liegenden Wracks vor Kap Horn.

Wir wollten jedoch gleich weiter zum Kajütwrack und änderten unseren Kurs leicht. Diese Fahrt dauerte ungefähr 2 min und wir kamen genau zwischen Maststuhl und Kajüte an, also etwa mittschiffs, Volltreffer. Wir schwammen zum Heck und ich begann mit einigen Video-Aufnahmen.

Kajütwrack
Schwer zu erreichen, das Kajütwrack im Werbellinsee vor Kap Horn.

Der Kaffenkahn ist tief im Schlamm eingesackt. Das so typisch rotbraun schimmernde Holz war teilweise stark mit Muscheln bewachsen. Langsam bewegten wir uns vor zum Bug. Ein sehr schönes Wrack und das einzige mit erhaltener Kajüte. Leider scheint sie teilweise zu zerfallen. Die Bretter auf der Rückseite fehlen schon in großen Teilen. Taucher sollten das Wrack auf keinen Fall berühren, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist.

Kajütwrack
Die Kajüte des Kaffenkahn in 27 m Tiefe.

Auf dem Rückweg haben wir noch die anderen drei Wracks betaucht und in Augenschein genommen. Etwas Zeit hatten wir noch und wir sind vom Wrack in 14 m Tiefe weiter in die Bucht gefahren, zum fünften Wrack in 12 m Tiefe. Auch hier war die Sicht schön klar und wir konnten das Wrack vom Bug bis hinter dem Maststuhl besichtigen. Von dem Kahn ist nur noch diese Hälfte des Wracks vorhanden. Nach ungefähr 55 min haben wir die beiden Tauchgänge am Kap Horn beendet.

Kaffenkahn
Der Bug des Kaffenkahns in der Bucht bei Kap Horn im Werbellinsee. Eine Planke hat sich gelöst.

Die Kaffenkähne sind Bodendenkmäler

Dem entsprechend ist es selbstverständlich, sich auch so an den Wracks zu verhalten. Wir sind immer wieder fasziniert von den Kähnen. Sie liegen mehr als hundert Jahre auf dem Grund des Werbellinsee. Ich hoffe, die Reste bleiben noch lange erhalten.

An jedem Wrack hängen auch menschliche Schicksale. Auch wenn die Mannschaft überlebte, war der Skipper wahrscheinlich finanziell ruiniert. Laut Berichten sind die Kähne oft durch plötzlich aufziehende Unwetter untergegangen. Voll beladen und vielleicht auch überladen, schwammen die Lastenkähne tief im Wasser, es war nicht viel Luft zur Bordkante. Wellen hatten ein Leichtes, so einen Kahn zu fluten.

Kaffenkahn Maststuhl
Am Maststuhl des Wracks in der Bucht bei Kap Horn in 12 m Tiefe.