Neustart Tauchen – mein SF2 Rebreather

Das Tauchen mit einem Rebreather verändert das Unterwassererlebnis erheblich. Ein Kreislaufgerät taucht sich nicht nur leiser, es macht auch Spaß, die Gasnutzung ist wesentlich effektiver und man atmet warme, feuchte Luft, was besonders im Kaltwasser angenehm ist.
Einige positive aber auch nicht so gute Aspekte zum Kreislaufgerätetauchen und Infos über unseren Rebreather-Tauchkurs im Mai 2022 beschreibe ich in diesem Artikel.

Mit nur wenigen Tauchstunden auf meinem Rebreather bin ich Anfänger. Trotzdem möchte ich über meine ersten Erfahrungen auf diesem Gebiet berichten. Schon deshalb, weil ich selbst im Vorfeld gierig nach Infos im Web und in Gesprächen gesucht habe, um für mich eine richtige Entscheidung fällen zu können.

SF2 Taucher
Mit dem SF2 Rebreather im Kreidesee Hemmoor

Die Technik und Funktionsweise von Kreislaufgeräten fand ich schon lange interessant. Der Preis für ein solches Gerät schreckte mich allerdings bisher ab. Letztendlich brauch man sich als Hobby-Taucher keine Gedanken machen, ob sich die Anschaffung lohnt oder womöglich rechnet. Vielmehr habe ich mich gefragt, will ich so ein Gerät haben und tauchen oder nicht? Immer wenn ich mich länger mit einem Thema beschäftige, mache ich es irgendwann sowieso. Also viel die Entscheidung für den Kauf, mit der Konsequenz, als erfahrener technischer Taucher wieder von vorn anfangen zu müssen.
Um es vorweg zu nehmen, es funktioniert und macht Spaß, weil ich leidenschaftlich gerne tauche und Tauchen sowieso der geilste Sport auf der Welt ist.

Welcher Rebreather soll es denn sein?

Die schwierigste Entscheidung überhaupt! Da hilft nur viel lesen und mit Leuten reden, sich umsehen was andere so tauchen und was einem gefällt oder auch nicht. Selbst das Testen verschiedener Geräte im Vorfeld bringt vielleicht keine klare Antwort und ist nur selten möglich. Außerdem kommt man zu Beginn mit den Geräten sowieso nicht richtig klar. Wie sollte man da eine Entscheidung treffen?
Mir hat es geholfen die vielen Informationen zu filtern und mir darüber klar zu werden, was mir wichtig ist und auch gefällt. Durch ein Ausschlussverfahren blieben nur noch die beiden Rebreather SF2 und rEvo über. Mir fiel es schwer, mich für ein Gerät zu entscheiden.

Letztlich habe ich mich für den SF2 entschieden. Mir gefällt der klare, einfache Aufbau und die exzellente Verarbeitung der Teile. Ich kann das Gerät selbst komplett zerlegen. Dadurch sind viele Teile selbst austauschbar. Der SF2 ist extrem robust und ohne viel Schnickschnack. Auch ein Punkt der mir sehr wichtig war. Da habe ich auch meinen bisherigen Erfahrungen vertraut. Ich will das Gerät tauchen und nicht das Gerät mich…

Der rEvo hat je nach Ausführung einige Features mehr. Was mir aber besonders gefiel, ist der geteilte Kalkbehälter und die anscheinend effektivere Ausnutzung des Atemkalks. Das Gerät ist inklusive Harness, geteilter Backplate und Wing komplett montiert. Das empfand ich nachteilig, was sich später aber relativierte. Meinen SF2 demontiere ich auch nicht mehr von Backplate und Wing. Es trocknet auch so alles gut und das aufwendigere Schläuche durch die Gummis am Harness fädeln spare ich mir auch gerne.

Ich will hier die beiden Geräte nicht vergleichen. Das ist ein separates und ausgiebiges Thema, worüber man viele Diskussionen im Web findet. Fest steht, es gibt Punkte die für oder gegen ein Gerät sprechen können. Dabei kommt es auf die unterschiedlichen Bedürfnisse oder Anforderung des Tauchers an. Es ist eine sehr individuelle Entscheidung, daher gibt es nicht den einen guten Rebreather und alle anderen taugen nichts.

Unser SF2 Rebreather-Kurs

Im Frühjahr war es endlich soweit. Im Mai trafen wir uns am Kreidesee Hemmoor, um unsere Kurse für den SF2 zu machen. Es ist gut einen Tauchpartner zu haben, der mitzieht. Für Jürgen war die Entscheidung zum SF2 von vornherein klarer. Nun tauchen wir beide das gleiche Gerät, was auch irgendwie ideal ist. Unseren Tauchlehrer Thomas von Tekki-School kannten wir bereits aus vorherigen Kursen im technischen Tauchen.

Tauchkurs SF2 Rebreather
SF2 Unterweisung Gerätepflege, Aufbau und technische Funktion des Gerätes

An nur vier Tagen, sollten wir die grundsätzlichen Skills draufhaben, um danach mit dem SF2 tauchen zu können. Der fünfte Tag, war Reserve, falls es notwendigen Trainingsbedarf gibt.

Vor dem Kurs haben wir das Gerät montiert. Dazu nutzte ich das vorhandene Wing mit Backplate von der OC-Ausrüstung. Auf die genaue Konfiguration meines Systems gehe ich später noch ein.

Der Kurs begann mit dem Aufbau und der Funktionsweise des SF2. Dabei wurde das Gerät auch komplett zerlegt. Die Schritte der Wartung und Pflege wurden von Thomas genau erläutert. Vor dem ersten Tauchgang sind wir die Handzeichen und anstehenden Übungen durchgegangen. Am späten Nachmittag ging es dann ins Wasser. Wir haben die Bleimenge und den Trimm geprüft. Das passte fürs erste ganz gut. Ich hatte etwas mehr Blei mit als beim OC-Tauchen mit D12. Bei späteren Tauchgängen zeigte sich, das ich auch mit 2 kg weniger auskomme.
Übungen wie maximal Loop, minimal Loop, lagebedingte Atmung, Mundstück ausblasen, Loop wiedererlangen und Wasser aus dem Loop evakuieren ließen uns die Zeit auf der 6m-Plattform nicht langweilig werden, so wie in den Folgetauchgängen.

Nach dem letzten Tauchgang jeden Tages haben wir die Gerätewartung und Theorie Unterricht durchgeführt. Zwischendurch haben wir gegessen. Zurück in der Unterkunft sind Jürgen und ich noch die Übungen im Ablauf durchgegangen oder haben Fragebögen beantwortet. So waren unsere Kurstage erst nach Mitternacht zu Ende.

An den drei Folgetagen trainierten wir CCR Skills wie Diluent Flush, Hyperoxie Drill, Hypoxie Drill, Hyperkapnie Drill, Boom Drill, Sensorfehler, Elektronikausfall, Bailout-Aufstieg aus 30 m Tiefe, Current Limiting Check, Stage Handling.

Insgesamt haben wir acht Trainingstauchgänge gemacht, davon waren drei Deko-Tauchgänge, sind 540 min unter Wasser gewesen und haben zwei Prüfungsbögen beantwortet. Alle Tauchgänge haben wir im mCCR Modus durchgeführt, bis auf den letzten im eCCR Modus.

Am Ende des vierten Trainingstages erwarteten wir gespannt die Auswertung durch Thomas. Nachdem unser vorletzter Tauchgang noch als „PADI-Tauchgang“ mit Recht kritisiert wurde, haben wir zum Ende doch noch einen sauberen technischen Tauchgang hingelegt, der auch entsprechend bewertet wurde. Die Einschätzung „PADI-Tauchgang“ hat mich persönlich hart getroffen, so wollte ich nicht abschließen…

Das Training war sehr intensiv und kompakt, dadurch auch sehr anstrengend. Aber wir haben es geschafft und wurden als TDI eCCR Air Diluent Decompression Diver für SF2 zertifiziert. Jetzt heißt es üben und tauchen, denn nach fünfzig Tauchstunden können wir erst unseren Mischgaskurs mit dem SF2 machen. Damit sind dann für uns wieder Trimix-Tauchgänge, wie wir sie bereits OC gemacht haben, möglich.

Wir sind noch zwei weitere Tage am See geblieben und konnten nun noch weitere entspannte Tauchgänge mit unseren Rebbi‘s machen.

SF2 Taucher
Die ersten Tauchgänge mit dem SF2 Rebreather im Kreidesee Hemmoor

Meine Rebreather Konfiguration

Später nach dem Kurs habe ich mir doch ein weiteres Wing, speziell für Rebreather zugelegt. Der mittige Anschluss vom Faltenschlauch am Wing drückte gegen die Schiene vom Frame des SF2, was ich nicht so ideal fand. Das neue Rebreather Wing hat einen seitlich versetzten Anschluss. Damit drückt und scheuert es nicht mehr am Frame des SF2.

Wir hatten uns für den Kauf der Striped-Variante des SF2 entschieden. Dadurch konnten wir einige Teile selbst auswählen oder Vorhandenes nutzen. Preislich sind wir dabei nicht besser gefahren. Aber das System ist so zusammengestellt, wie wir es gerne wollten.

Im Wesentlichen sind es bei meinem System

Apeks Tek3 1. Stufen
Tecline Donat Wing Rebreather
Heser Backplate mit Harness
Metallfinimeter mit Glas
Scubaforce HUD mit Fischer Schnittstelle

Original SF2-Teile die bei striped nicht dabei waren

3l-Stahlflaschen für Diluent und Sauerstoff
SF2 Quick Connect Calibration Hose
Kleinteile: Überdruckventile, MD-Verteiler, Schläuche in passenden Längen, Scubaforce Quick Disconnect und Shut Off
SF2 Handle (Griff am Frame)
SF2 Pony Clamps male und Schlauchschellen

Der SF2 hat den Shearwater Petrel als fest verdrahteten Controller. Über eine zweite Fischer Schnittstelle habe ich einen HUD angeschlossen. Die LED-Blink-Codes sind sehr einfach zu decodieren. Es ist auch möglich über Fischer einen zweiten Shearwater Pertrel oder Nerd anzuschließen. Als autarken Backup-Computer verwende ich meinen alten Petrel, den ich auch beim OC-Tauchen verwende.

Mehr Aufwand davor und danach

Es ist schon eine Umstellung in der Vor- und Nachbereitung vom OC-Tauchen zum CC-Tauchen. OC fülle ich mein Doppelgerät, verschraub ein paar Sachen und fertig bin ich. CC arbeite ich zusätzlich eine umfangreiche Checkliste ab und habe so einige Handlungen mehr zu erledigen.

Die Kalkstandzeit muss ich immer überwachen und den Atemkalk entsprechend wechseln. Durch den Kalk entstehen ebenfalls Kosten, die ich bei OC nicht habe. Allerdings wird CC kaum teures Trimix ins Wasser ausgeblasen, es bleibt größtenteils im Kreislauf, was wieder sehr vorteilhaft ist. Davon können wir derzeit noch nicht profitieren, weil wir noch Luft als Diluent verwenden.

Nach dem letzten Tauchgang am Tag muss das Gerät zerlegt und gereinigt werden.
Dabei geht insgesamt viel mehr Zeit drauf, als beim OC Tauchen. Man sollte schon Spaß am Schrauben und Pflegen haben, sonst wäre das ziemlich lästig. Sicherlich geht es nach einiger Zeit wesentlich schneller von der Hand als zu Beginn. Mir macht es Spaß und es klappt auch immer besser. Eben alles eine Sache des Trainings.

In diesem Sinne…