Tauchen im Kleinen Belt der Ostsee

Der Tauchplatz Gammel Aalbo Camping in Dänemark bietet optimale Bedingungen, um die verschiedensten Tauchgänge in der Ostsee durchzuführen. Auf dem Campingplatz befindet sich eine leistungsstarke Füllstation für Luft, die Wege zum Wasser sind kurz und im Wasser fällt der Grund recht zügig bis auf über 40 m Tiefe ab. Die Strömung sorgt für den Nährstofftransport zu den angesiedelten Tieren und Pflanzen. Entsprechen gut ist der Bewuchs im Tauchgebiet.
Gl. Ålbo Willkommen

Im August 2020 war doch einiges anders

als ich es von diesem Tauchplatz gewohnt war. An Land, in direkter Nähe zum Campingplatz, waren die Bauarbeiten einer Gas-Pipeline in vollem Gange. Unabhängig davon war das Wasser von Plankton eingetrübt. Letzteres hat sich mit zunehmender Tiefe leider auch nicht geändert. So hatten wir nur eine Sicht von zwei Metern. Das Fotografieren hat sich durch die vielen Schwebeteilchen nicht gelohnt.

Bagger
Der Bagger auf dem Prahm hebt einen Graben für die Pipeline aus

Der Bewuchs

war trotzdem interessant und abwechslungsreich. Wir konnten viele Klippenbarsche, einen kleinen Dorsch, Steinbutt, Butterfisch und Scholle beobachten. Fast täglich haben wir Schweinswale an der Wasseroberfläche sehen können.
Die Wassertemperatur war mit 18 °C etwas wärmer als ich es kannte.

Schlechte Sicht
Schlechte Sicht durch Baggerarbeiten

Für die Pipeline waren einige Arbeitsschiffe im Einsatz. Vom Ufer bis weit ins Wasser hinein wurde ein Graben gebaggert. Dabei wurde die Sicht im Tauchgebiet extrem eingeschränkt. Die Strömung hat die Schlammwolken in zwei Tagen wieder weggetrieben.
Im Wasser haben wir in 25 m Tiefe einen schräg verlaufenden Abschnitt des Grabens für die Gas-Pipeline gesehen. Es sah so aus, als ob das Rohr nur in diese Mulde gelegt wird und nach oben frei bleibt.
Arbeitsschiff
Dieses Schiff verlegt ein Stahlseil in den Graben für die Pipeline

Die Bauarbeiten in Gl. Ålbo, sollen im Herbst 2020 abgeschlossen sein.

Projekt von OEOO & Tauchsportzentrum Universität Kiel

Katamaran Seekuh
Der Katamaran „Seekuh“ legt ab zu anderen Tauchplätzen zwischen Fyn und Südjüdland

Während unseres Urlaubs bestand die Möglichkeit auf dem deutschen Katamaran „Seekuh“ zu anderen Tauchplätzen mitzufahren. Darüber war ich sehr froh. So konnte Ines wenigsten ihre Tauchgänge fortsetzen. Für mich war das Tauchen wegen Ohrenprobleme zwangläufig beendet.
Das Tauchzentrum der Uni Kiel hat zusammen mit der Organisation One Earth – One Ocean ein Tauchprojekt im kleinen Belt durchgeführt. Unter anderem waren die angehenden Forschungstaucher der Uni und Tauchgäste auf der Suche nach Geisternetzen und haben auch einige bergen können.
Sonst fischt die „Seekuh“ schwimmenden Plastikmüll aus den Gewässern. Eine gute Sache finden wir. Die Webseite www.oeoo.com informiert über deren Tun.
Seekuh
Die Seekuh der Organisation One Earth – One Ocean

Trotz der Einschränkungen im Tauchbetrieb und teils lärmenden Bauarbeiten, war es insgesamt ein schöner Aufenthalt mit vielen interessanten Tauchgängen und Begegnungen. Letztlich haben das gute Wetter und die Vermittlungen der gastfreundlichen Inhaber, Ketti und Klaus, dazu beigetragen.

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang in Gl. Ålbo Blick Richtung Kolding Fjord

Vor einigen Jahren hatte ich schon einmal über das Tauchen in Gl. Aalbo in meinem Artikel: Tauchen im Kleinen Belt vor Dänemark berichtet. Damals hatten wir normale Sichtweiten und konnten ein paar Unterwasserbilder machen.

Wracktauchen in der westlichen Ostsee

Wrack S103
Die Brück des Wracks Torpedo-Schnellboot S103

Im Juli hat sich kurzfristig die Möglichkeit ergeben, an Bord der Bubblewatcher eine Wracktour auf der Ostsee zu machen. Wir waren drei Taucher, sind Freitagabend angereist und von Samstag bis Montag auf der Ostsee unterwegs gewesen, um verschiedene Wracks zu betauchen.

Wrack Sten Trans
Im Maschinenraum des Frachters Sten Trans

Gestartet sind wir vom Hafen Geltinger Mole. Wir hatten top Wetter und kaum Wind. Durch die idealen Bedingungen auf See sind wir als erstes das Wrack des ehemaligen Frachters und Saugbaggers Sten Trans angefahren. Das 65 m lange Schiff liegt in einer Tiefe von ca. 21 m auf der Backbordseite. An diesem Wrack haben wir zwei Tauchgänge mit insgesamt 130 min Tauchzeit gemacht. Es ist wunderschön mit Seenelken und Muscheln bewachsen. Die Sicht war teilweise schlecht, da sich verschieden Wasserschichten vermischten und so eine große Thermocline entstand. Im offenen Frachtraum und im Pumpenraum des Wracks, war die Sicht gut.

Zum Abend sind wir in den Hafen Bagenkop auf der Insel Langeland gefahren. Dort war gerade Hafenfest und die Dänen feierten mit lauter Musik bis morgens um 6 Uhr. Ungünstig für uns, denn wir wollten uns für die nächsten Wracks M36 und Island ausruhen.

Wrack Aerosund
Im Wrack der Eisenbahnfähre Ærøsund

Am Sonntag kam alles anders als wir es uns vorgenommen hatten. Die See war unruhig, sodass wir keine Chance hatten die geplanten Wracks zu betauchen. Stattdessen fuhren wir bei Windstärke 5 bis 6 richtig Süd-Fünen, um im Schutz der großen Insel doch noch ins Wasser zu kommen. Die Überfahrt dauerte fünf Stunden, wir hatten teils zwei Meter hohe Wellen und kamen erst am Abend ziemlich geschafft an der Wrackposition der Ærøsund II an. Die ehemalige 56 m lange Eisenbahnfähre wurde für die Versenkung hergerichtet und steht auf ebenen Kiel. Auf unserem 18 m tiefem Tauchgang sind wir durch das Fahrzeugdeck getaucht. Die Räume unterhalb des Decks hatten extrem schlechte Sicht. Über dem Fahrzeugdeck befindet sich das ehemalige Personendeck. Dort war die Sicht sehr gut. An drei Seiten befinden sich die Fensteröffnungen durch die das helle Grün des Ostseewassers schimmerte. Die Decks selbst waren alle dick mit Muscheln bewachsen. Auf dem Außendeck sind Kameras und Leitungen installiert, die zur Oberfläche führen.
Nach dem Abendessen fuhren wir weiter zum Hafen von Søby auf der Insel Ærø. Auf der Überfahrt hatten wir einen Maschinenausfall. Dadurch dümpelten wir ca. 1 Stunde in den Wellen und kamen erst sehr spät im Hafen an.

Flag S103
Das Flaggeschütz auf dem Wrack von S103

Montag sind wir auf unserem Rückweg zur Geltinger Bucht in der Nähe der Insel Als die Wracks der S103 und der Erik betaucht.
Das Torpedoschnellboot S103 steht in ca. 35 m Tiefe aufrecht. Die Sicht am Wrack war gut. Die Torpedorohre sind kaum noch als Rohre zu erkennen, zu stark zerstört. Einige Teile der Bordwand und des Decks fehlten und erlaubten einen Blick in das Wrack. Das nach oben gerichtete Flakgeschütz achtern war noch gut erhalten. Leider mussten wir nach ziemlich kurzer Grundzeit zur ersten Dekostufe auftauchen und erreichten die Oberfläche nach einer dreiviertel Stunde Tauchzeit.

Bug Wrack Erik
Der Bug des Wracks Frachter Erik

Am Wrack des Frachters Erik sind wir nur zu zweit getaucht. Die Sicht war hier am besten. Wir konnten mindestens das halbe Wrack überblicken, das Schiff ist ca. 34 m lang und steht aufrecht in ca. 22 m Tiefe. Der ehemalige Frachter ist herrlich mit Seenelken und Seescheiden bewachsen. Wir haben eine große Scholle und Dorsche im Wrack gesehen. Achtern unterm Wrack, direkt über dem Grund konnten wir einen Leng und fünf große Dorsche entdecken. So große Dorsche hatte ich noch nie zuvor gesehen. Das Wasser war hier glasklar und sie schauten uns nervös mit ihren großen Augen an, das war ein Anblick … Wir haben den Tauchgang sehr genossen und uns viel Zeit gelassen alles genau anzusehen bevor wir unseren letzten Wracktauchgang auf dieser Tour beendeten.

Bubblewatcher Taucherdeck
Das Tauchdeck der Motoryacht Bubblewatcher wird bei Seegang überspült

Der Service der Bubblewatcher mit dem Kapitän Peter Klink war klasse. Peter hat uns gut auf seinem Schiff versorgt, es fehlte nichts und Peter hat sogar selbst gekocht. Das wohnen an Bord war nicht nur praktische, sondern auch gemütlich. Manuel, Jürgen und ich hatten eine gute Zeit an Bord und interessante Tauchgänge.

Wrack Aerosund
Auf dem Personendeck, im Wrack der Eisenbahnfähre Ærøsund

 

Wrack Frachter Erik
Das Deck, mit Winde und Maststuhl, des Wracks Frachter Erik

 

Wrack Frachter Erik
Die Backboardseite am Heck des Wracks Frachter Erik

 

Wrack Sten Trans
Eine Leiter im Schacht – Einblicke vom Deck in das Wrack Sten Trans